Donnerstag, 25. März 2010

Special Operations auf der Farm







Maik und Simon müssen weiterhin Äpfel pflücken... :)


Feierabend!


Die Äpfel lassen sich dieses Jahr wirklich Zeit, was laut unserem Chef Andrew am zu warmen Sommer liegt. Deswegen wurden Elina und ich (als einzige Mädchen unter den Pflückern haben wir einen Bonus…) in die Shed zum Verpacken der Äpfel geholt. Die Arbeit ist sehr einfach und macht Spaß, alle Kolleginnen sind sehr nett, stopfen uns voller Gummibärchen und kochen Cafe für uns. Aber das Beste war ein kleiner Wettkampf, den sich Andrew ausdachte: Welche unserer zwei Packerinnen-Gruppe zuerst einen Bin leert und verpackt, bekommt 50 Dollar pro Person. Jede Gruppe bestand aus drei Frauen, in unserer Gruppe Elina, Lyn (arbeitet seit 2 Jahren hier) und ich. Die anderen drei Frauen waren alle jahrelang erfahrene Packerinnen. Also echt keine Chance, dachten wir. Aber wir schmissen uns richtig ins Zeug, schließlich wollten wir Maik und Simon überraschen. In nur 37 Minuten war der Bin leer, die anderen Frauen brauchten ganze 5 Minuten länger – obwohl sie größere Äpfel hatten! Natürlich waren sie ganz schön enttäuscht, weil wir zwei unseren ersten Packertag hatten und sie das ja schon seit etlichen Jahren machten. Aber sie verziehen uns recht schnell, keine 10 Minuten später gab es wieder Gummibärchen für uns.

Wenn wir nicht in der Shed packen müssen, hat Andrew noch eine Aufgabe für uns: Wir streichen einen laaaangen Zaun. Die ganze Zeit sind wir am Reden und es macht echt Spaß. Leider haben wir etwas zu viel Öl gebraucht, weswegen wir nun frei haben bis das neue Öl mit der Post kommt.

Stoßdämpferwechsel, Apfelkuchen und Port Arthur




Blowhole





Port Arthur


Im Gefängnis












Nach 10 Tagen Apfelpflücken haben wir endlich drei Tage frei. Die leckeren Gala-Äpfel sind alle geerntet und nun müssen wir warten bis die Red Delicious reif sind. (Ja, wir sind nun richtige Experten, was Äpfel angeht… :)

Die drei freien Tage haben wir uns wirklich verdient, denn die Arbeit ist echt anstrengend: Nach dem Aufstehen können wir unsere Hände kaum zu einer Faust machen, da die Gelenke geschwollen sind und schmerzen. Vom tonnenweise Äpfel hin- und herschleppen tut uns der Rücken weh und es knackt laut, wenn wir versuchen uns gegenseitig einzurenken. Aber das schlimmste ist mir passiert (Simon fand es einfach nur lustig): An unserem letzen Arbeitstag habe ich ohne etwas Böses zu erwarten brav Äpfel gepflückt, als mein Blick zufällig meine rechte Hand streifte. Und was sehe ich da? Einen dicken Huntsman (größte Spinne Australiens, aber nicht giftig), größer als meine Handfläche und mit Haaren an Körper und Beinen! Schreiend rannte ich Richtung Simon und versuchte die Spinne von meiner Hand zu schütteln, aber sie wollte einfach nicht runter! In Panik riss ich den Handschuh inklusive Huntsman herunter… Erst jetzt kam Simon, der dachte ich sei von einer Schlange gebissen worden. Nach 30 Minuten Schockbewältigung konnte ich meine Arbeit fortsetzen. :)

Die freien Tage nutzten wir, um uns die Tasman Peninsula anzuschauen. Außerdem tauschte Simon die Stoßdämpfer des Autos aus, die wir bei ebay viel günstiger ersteigert hatten. Nach vier Stunden Arbeit gab´s dafür Apfelkuchen mit Streuseln und abends Bratwurst mit Kartoffelstampf. Elina und ich haben viele Gemeinsamkeiten in der deutschen und estischen Küche festgestellt und so kochen/backen wir öfter zusammen (naja, wir unterhalten uns hauptsächlich und trinken ein Bier oder einen Kakao zusammen…), während die Jungs an der Sauna und am Auto herumwerkeln.

Wir hatten uns vorgenommen in den freien Tagen nach Port Arthur, der Gefängnisinsel Tasmaniens, zu fahren. Also nahmen wir uns die restlichen zwei Tage die Zeit und fuhren auf die Halbinsel. Bevor wir zu dem berühmten Gefängnis gingen, bewunderten wir etliche interessante vom Meer geformte Steinformationen, wie Devil´s Kitchen oder Blowhole.

In Port Arthur angekommen, zahlten wir horrende Eintrittspreise, die sich jedoch lohnten. Zuerst informierten wir uns im Museum über die raue Vergangenheit dieses Ortes, nahmen dann an einer Bootstour und einer Führung teil und erkundeten am Ende selbst noch das Gelände. 1830 kamen die ersten Häftlinge aus Großbritannien hierher, die mit den höchsten Strafen verhängt worden oder in anderen Gefängnissen aufsässig gewesen waren. Die Bestrafung erfolgte hauptsächlich auf psychischer Basis, denn körperliche Bestrafung würde die Insassen nur verhärten und nicht von der Kriminalität abbringen. So wurde hier eine „stille Strafe“ praktiziert: Es durfte nur das Nötigste zwischen Wärtern und Häftlingen gesprochen werden, die Insassen hatten Gesichtsmasken zu tragen und es hatte absolute Ruhe zu herrschen. Wegen der Lage auf der Halbinsel war Port Arthur ein natürliches Gefängnis, das keine Mauern brauchte: die einzigen Fluchtwege bildeten das Meer und ein schmale Landbrücke. Auf diesem Stück Land wachten 18 Hunde, die ein Durchkommen unmöglich machten.

Nun erinnert nur noch eine Statue eines bissigen Hundes an die ehemalige „Dogline“ und wir konnten unseren Weg problemlos an „Vorsicht, Teufel!“-Schildern vorbei ins Apfelparadies fortsetzen.

Apfelernte in Huonville

Maik und Simon beim Saunabau












Früh um 7 auf dem Feld...










Nach 6 Monaten und davon gerade einmal 16 Tagen Arbeit war es nun wieder an der Zeit, etwas Geld zu verdienen. Deswegen machten wir uns in den Süden Hobarts auf, da hier etliche Apfelfarmen zu finden sind.

Wir stellten uns auf einige Tage Suche ein, doch gleich bei der zweiten Farm bekamen wir einen Job als Apfelpflücker. Schon am nächsten Tag ging es los. Wir können mit der Ernte anfangen und aufhören, wann wir wollen. Nachteil ist, dass wir nicht pro Stunde bezahlt werden, sondern nach Bins. In einen Bin passen 400 kg Äpfel und in 11 Stunden schaffen wir je nach Größe der Äpfel 8 bis 13 Bins. Jeder von uns befördert am Tag also ca. 2 Tonnen Äpfel. Die Bins stehen auf unserem Anhänger, der von unserem Traktor gezogen wird. Jeden Tag treten irgendwelche Pannen mit den Traktoren auf, z.B. arbeiten hier zwei Franzosen, die schon ein paar mal gegen einen Baum gefahren sind und wir haben unseren Anhänger verloren, der voll mit Äpfeln war. Wenn ein Apfel irgendwelche Makel aufweist sollen wir ihn einfach auf den Boden werfen, aber das wäre ja Verschwendung! So verlässt kaum ein Apfel unsere Hand, ohne dass wir einen Bissen gemacht haben. Überhaupt ernähren wir uns sehr gesund hier, unter fünf Äpfel am Tag kommen wir selten.

Wir leben zusammen mit anderen Backpackern aus Estland, Frankreich, der Niederlande und Canada in einem kleinen „Dorf“ aus Holz- und Blechhütten. Wenn wir nicht arbeiten müssen, setzen wir uns zusammen und genießen die apfelfreie Zeit, natürlich nicht ohne einen leckeren Apfelkuchen gebacken zu haben.

Gleich am ersten freien Wochenende hatten unsere estischen Freunde Elina und Maik die Idee, eine Sauna zu bauen. Also werkelten Simon und Maik den ganzen Nachmittag auf der Kuhweide herum, bis eine echt gut funktionierende Sauna entstand. Abends gab es dann eine Saunaparty, fast jeder aus unserem Apfelpflückerdorf nahm an mehreren Saunagängen (ca. 80°C) teil und sprang anschließend in den schlammigen Weiher daneben. War eine richtige Gaudi und unsere geplagten Muskeln fanden endlich einmal etwas Entspannung.

Mittwoch, 3. März 2010

Wildnisschnuppern auf dem South Coast Track



Die erste Flussdurchquerung am South Cape Rivulet


Wurzelweg








Surprise Bay





Die Flüsse sind braun gefärbt vom Eukalyptus und den Teebäumen.




































Wir haben´s geschafft!




Es war so weit: Bereits in Deutschland hatte Simon von einer Wanderung in der Wildnis Tasmaniens geschwärmt, vorbei an tosenden Küstenabschnitten, weißen Stränden, brausenden Wasserläufen und schwer zu durchdringendem Urwald. Der South Coast Track ist ein 85 km langer Track, der entlang der Südküste Tasmanien von Melaleuca nach Cockle Creek führt. Nach Melaleuca kommt man nur zu Fuß oder mit dem Flugzeug. Da die Flugverbindung und der anschließend benötigte Bus nach Hobart insgesamt 300 Dollar pro Person kosten, entschieden wir uns gegen die öffentlichen Transportmittel. Wir wanderten demnach in drei Tagen 45 km bis nach Little Deadman´s Bay und liefen anschließend auf demselben Track zurück in die Zivilisation.

Besonders der zweite Tage hatte es in sich, denn wir mussten die South Cape Range überqueren, ein ständiges Auf und Ab mit 15 bzw. 20 kg auf dem Rücken. Zudem ging die Tour durch feuchten Regenwald mit Wurzeln und viel Schlamm auf dem Weg, was es nicht gerade einfacher machte. Der South Coast Track ist bekannt für den vielen Matsch in den Sumpfgebieten und Simon sank einmal bis übers Knie im Schlamm ein. Teilweise fühlte man sich, als würde man über eine Viehweide laufen. J

Schöner waren dafür die vielen Strände, Flüsse und Lagunen, die langsam ins Meer mündeten. Auf unserem Hinweg hatten wir wahnsinnig Glück mit dem Wetter, wir erwischten wohl einen der schönsten Tage im ganzen Jahr in dieser Gegend. Deswegen entschieden wir uns auch die New River Lagoon nicht mit dem Boot, sondern zu Fuß zu überqueren. Die Strömung war gering und das Wasser reichte uns bis zu den Hüften. Auf dem Rückweg jedoch war das schöne Wetter in Regen übergegangen und so führte die Lagune zu viel Wasser. Also mussten wir dieses Mal mit dem kleinen Boot hinüber rudern und einige Flüsse barfuß überqueren, nicht gerade einladend bei dem kalten Regenwetter! Zudem war Alles klamm und das Zelt nass, also beeilten wir uns in 2 Tagen wieder zurück zum Auto zu laufen. Doch auch bei schlechtem Wetter bewunderten wir die sich ständig abwechselnde Landschaft: Innerhalb von zwei Stunden liefen wir durch Regenwald, Heide, an Stränden und Wasserfällen vorbei. Das Meer war extrem rau und beeindruckte uns bei dem stürmischen Wetter noch mehr als zuvor. Riesige Wellen krachten gegen die Felsen und rollten auf die Küste zu. Wie wir im Nachhinein erfuhren, war sogar eine Tsunamiwarnung wegen dem Erdbeben in Chile gemacht worden.

Trotzdem kamen wir wohlbehalten – wenn auch mit Muskelkater, blauen Flecken vom Ausrutschen im Matsch und Kratzern vom Cutting-Gras – in Cockle Creek an, genossen eine heiße Dusche und ein kaltes Bier.

Morgen beginnen wir mit der Apfelernte in Huonville, um in einigen Wochen wieder durchstarten zu können.