Dienstag, 29. Juni 2010

Die Canning Stock Route




Am Georgia Bore kommen abends die Ghalas zum Trinken


Die erste Düne


Geschafft!











Corrugations - und das 100 km!





Motorradfahren


Salzsee


Simon holt Wasser

















Stretch Lagoon


Rinder anschauen


Wolfe Creek Crater


Wir haben sie hinter uns, die raue Canning Stock Route! Entlang der alten Viehtriebstrecke fuhren wir 1600 km über ca. 600 Dünen durch die Great Sandy Desert. Jeden Tag brachten wir durchschnittlich 180 km hinter uns, je nach Trackbeschaffenheit. Früh um 8 Uhr fuhren wir los und schlugen nachmittags zwischen 15 und 16 Uhr unser Camp auf, um die letzten Sonnenstrahlen und Sonnenuntergänge zu genießen.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts suchten Pioniere eine Strecke, um Vieh vom tropischen Norden in den kühleren Süden Australiens zu treiben. Doch wegen der rauen Begebenheiten der Great Sandy schlugen viele Expeditionen fehl und etliche Mitglieder starben an Dehydration. Letztendlich schaffte es 1908 doch eine Expedition (deren Leiter war Alfred Wernam Canning) von Wiluna bis Billiluna und erbaute in den nächsten zwei Jahren 60 Brunnen entlang dieser Strecke. Noch im selben Jahr wurden 42 Pferde von Norden nach Süden getrieben, doch nur 9 Tiere überlebten die anstrengende Tour. Zusätzlich kam die Canning in Verruf, als zwei Europäer und ein Aborigine von Ureinwohnern eines anderen Stammes ermordet und viele Brunnen (Wells) von den Eingeborenen zerstört wurden. Nach diesen Vorfällen wurde die Canning viele Jahre nicht mehr genutzt bis 1930 die Wells wieder aufgebaut wurden. Insgesamt passierten bis 1931 gerade einmal acht Viehherden die Route. Während des zweiten Weltkriegs sollten 30 000 Rinder in den Süden getrieben werden, um die Kühe nicht in die Hände der Japaner fallen zu lassen. Doch dieses Vorhaben schlug fehl: Es würde acht Jahre dauern, eine solche Menge an Vieh über die Canning zu bringen (neben Wasser bräuchten die Rinder ja auch Futter, welches in der Wüste rar war und die Vegetation würde durch die riesigen Herden niedergetrampelt werden). Als Viehtriebstrecke eher ungeeignet, ist die Canning Stock Route nun ein toller Wüstentrack für Geländewagen und begeistert mit einer sehr vielfältigen Landschaft.

Mittlerweile sind die meisten Wells nur noch Ruinen, doch einige sind wieder restauriert worden und versorgen die Touristen mit Wasser. Doch auch heutzutage muss die Tour gut geplant und das Auto gut ausgerüstet sein. Erst 2005 starben zwei Männer, da sie ohne GPS und Funkgerät Richtung Canning unterwegs waren. Kurz bevor sie die Canning erreichten, hatten sie eine Autopanne und konnten die Außenwelt mangels Funkgerät nicht kontaktieren. Ihr Handy funktionierte in der Wüste natürlich nicht. Hätten sie ein GPS dabei gehabt, wäre es ein Leichtes gewesen zum 9 km entfernten Georgia Bore zu laufen, wo es gutes Trinkwasser gab. Doch das erkannten die beiden Männer nicht und verdursteten unweit des Brunnens.

Gut ausgerüstet starteten wir in Newman und fuhren über den Talawana Track auf die Canning Stock Route. In Newman stockten wir unsere Vorräte für den geplanten 10 Tages Trip auf: Für ca. 3 Wochen Essen, 100 Liter Wasser und 280 Liter Diesel. So wurde ziemlich jede freie Lücke in unserem Auto ausgenutzt. Das Essen für 3 Wochen deshalb, weil man ja nie weiß ob man wirklich für längere Zeit auf Hilfe warten muss. Bei einer Autopanne kann es über eine Woche dauern, bis ein Mechaniker vor Ort ist und ein Auto von der Canning zu ziehen kostet 14 000 Au$! (Wir trafen den einzigen Menschen, der Autos von der Canning abschleppt.) Wasser fanden wir übrigens genügend auf der Strecke, jeden zweiten Tag konnten wir unsere Vorräte auffüllen, duschten uns und wuschen sogar Wäsche an den Brunnen. Besseres Wasser hatten wir in Westaustralien noch nicht gefunden (oft ist das Wasser salzig oder chlorig)!

Die Vielfältigkeit der Wüste hat uns wahnsinnig überrascht: Wir dachten rote Sanddünen ohne viel Vegetation vorzufinden. Doch die Gegend änderte sich ständig! Es gibt sogar Wald in der Wüste! Die Desert Oaks (Wüsteneichen) spenden kühlen Schatten und abends kann man super Lagerfeuer machen ohne Probleme Holz zu finden. Die Dünen waren mit den unterschiedlichsten Pflanzen bewachsen und überall sah man Spuren von Eidechsen und Schlangen. Aus dem Nichts tauchten manchmal riesige Berge oder ganze Gebirgszüge auf und mitten in der trockenen Wüste lag ein Wasserloch umgeben von Schilf und Feigenbäumen. Im Gegensatz dazu überquerten wir gigantische ausgetrocknete Salzseen, in denen Kamele grasten.

Von Seiten der Wüstenbewohner hatten wir etliche schöne Erlebnisse: Eines Abends hatten wir uns neben einer Düne niedergelassen, saßen am Feuer und brieten Marshmallows. Plötzlich hörten wir ein durch Mark und Bein gehendes Heulen! Wir sind so erschrocken! Es war wahnsinnig laut! Als wir uns umdrehten, war keine fünf Meter neben dem Auto ein Dingo, der uns scheinbar gar nicht gerne in seinem Revier sah. Als er merkte, dass wir uns durch sein Geheule nicht vertreiben ließen, trottete er weiter. Doch das Heulen hörten wir noch Stunden später.

Bekanntschaft machten wir außerdem mit einer sehr seltsamen Echse, dem Thorny Devil. Ein handgroßes Exemplar lief langsam über die Straße, als wir an unserem vorletzten Canningtag durch die Wüste fuhren. Wir hielten natürlich sofort an und schauten uns dieses sonderbare Tierchen an. Sein ganzer Körper ist voll mit Dornen und je nach Untergrund kann er die Farbe seiner Haut verändern. Doch das Beste ist: Wenn er besonders großen Hunger hat, frisst er 5000 Ameisen auf einmal! Der kleine Kerl war jedenfalls sehr ungeduldig, er fand das Fotografieren nicht so toll wie wir und so entließen wir ihn nach kurzer Fotosaison wieder in die Freiheit.

Drei Tage vor Vollendung der Canning lernten wir das australische Ehepaar Bruce und Dayle und den bayrischen Auswanderer Peter kennen. Peter ist ein typischer Münchner, trinkt ab Mittag seine paar Bierchen und hat sein Auto voller Aufkleber „Freistaat Bayern“. Nun lebt er in Sydney, ist aber meistens mit seinem Geländewagen auf dem ganzen Kontinent unterwegs. Die Canning hat er bereits viermal befahren! Bruce und Dayle besitzen hier in Western Australia eine Farm mit vielen Rindern und Feldern. So lernten wir von ihnen einige interessante Dinge über Kühe und die australische Viehzucht. Über oftmals hunderte von Kilometern werden die Kühe mit Hubschraubern und Motorrädern zurück zu den Gattern getrieben, um dann evtl. auf den Beefmarket zu kommen. Diesem Schauspiel sahen wir kurz vor Billiluna zu und konnten unsere zwei Experten dazu befragen. Das Reisen im Konvoi machte echt Spaß: Auf Channel 40 unterhielten wir uns über Funk, um uns mehr oder weniger wichtige Dinge mitzuteilen (z.B. „Kamele auf der linken Seite“, „Gegenverkehr mit 3 Autos“, usw.). Jeden Nachmittag suchten wir zusammen Holz und schürten ein Feuer, um darauf zu kochen, saßen bis zum Abend am warmen Lagerfeuer und unterhielten uns. Die Nächte waren manchmal ganz schön kalt, einmal ging es bis auf 2°C runter! In dieser Nacht wachten wir öfter durch die Kälte auf. In einer der letzten Nächte konnten wir aus einem anderen Grund nicht schlafen: Um unser Camp waren die Kühe in die Gatter getrieben worden, was hunderte von weißen Kakadus total wahnsinnig machte! Sie waren wie von Sinnen, flogen den ganzen Tag kreischend von Baum zu Baum und konnten sich kaum beruhigen. Abends waren sie wieder zur Normalität zurückgekehrt, doch mitten in der Nacht ging das Kreischen wieder los! Neben unseren Autos flogen Schwärme der Vögel herum! Glaubte man, dass nun endlich Ruhe war, fing ein einzelner wieder das Krächzen an und alle anderen machen mit! Bei einem solchen Lärm tut man wirklich kein Auge zu… Als wir sie früh verfluchten, saßen sie ruhig in den Bäumen und taten als sei nichts gewesen.

Müde von dieser schlaflosen Nacht besuchten wir den Wolfe Creek Crater. Mit 850 m Durchmesser ist er der zweitgrößte Meteoritenkrater der Welt. Wir liefen bei sengender Hitze durch die Einschlagstelle und am Kraterrand wieder zurück.

Mit fünf Litern im Tank kamen wir in Halls Creek an. Gut kalkuliert, oder? Dort gönnten wir uns erst mal ein Eis und meldeten uns bei der Polizei, dass wir gut angekommen waren. Das Auto hat die Canning auch gut überstanden, nur im Auspuff ist ein Riss. Bei jeder Dünenüberquerung röhrte das Auto wie ein Panzer! Die nächste Werkstatt liegt 400 km weit weg in der falschen Richtung und so fahren wir jetzt ins 800 km entfernte Broome.

Freitag, 18. Juni 2010

Vorbereitungen für die Canning

Newman - typische Outbackstadt










Endlich ist es so weit: Morgen starten wir unsere lang ersehnte Tour durch die Great Sandy Desert! Das hieß, dass wir heute Einiges an Vorbereitungen treffen mussten. In Newman, einer Minenstadt mit der größten Eisen-Open-Cut-Mine der Welt, gingen wir im Woolworth einkaufen. Wir haben nun Essensvorräte für ca. 3 Wochen an Bord. Man soll ja immer für eine Woche mehr mitnehmen (okay, wir haben eben für 2 Wochen zusätzlich dabei). An der Polizeistation füllten wir einen Zettel aus, wann wir in Halls Creek ankommen. Sollten wir also am 29.06. nicht dort sein, wird man nach uns suchen. Aber keine Angst – wir haben ein Satellitentelefon dabei. Danach suchten wir uns ein schattiges Plätzchen, um im Auto Alles umzuräumen. Das war stressig, vor allem bei dieser Hitze! Alle Kleidungsstücke, die wir vor dem feinen Wüstenstaub in Sicherheit bringen wollten, kamen in Dry-Sacks. Werkzeuge zum Reifenwechseln legten wir griffbereit, das Satphone ins Handschuhfach usw. Nach dieser Aktion ging´s ans Auftanken. 280 l haben wir insgesamt in unsere 2 Tanks und 5 Dieselkanister bekommen. Damit sollten wir ohne Probleme nach Halls Creek kommen.

Bis dahin werdet ihr jetzt 14 Tage nichts mehr von uns hören. Cheers!

Karijini Nationalpark

Blick vom Oxer Lookout: hier treffen sich die vier Gorges (Knox Gorge, Hancock Gorge, Weano Gorge und Wittenoom Gorge)


So sieht der Spiderwalk aus


Kermits Pool mit Simon





Joffre Falls


Knox Gorge














Kalamina Gorge - Simon steht im Arch


Fern Pool


Fische im Fern Pool





Fortescue Falls





Circular Pool


Wir haben beide noch nie einen schöneren Nationalpark gesehen, als diesen! Karijini ist einfach der Hammer! Zuerst wirkt die Landschaft ganz unscheinbar, überall wachsen auf roter Erde messerscharfes Spinifexgras, Eukalyptusbäume mit weißen Stämmen und meterhohe Termitenhügel. Typisch für das australische Outback. Doch dann tun sich gigantische Schluchten – Gorges – vor einem auf. In diesen Gorges rauscht Wasser und Alles ist bewachsen. Wunderschön!

Als erste Gorge besuchten wir die Hancock Gorge. Über einen kleinen Pfad mit einer Leiter am Ende gelangten wir in die enge Schlucht. Überall standen Warnschilder: Sollte Regen aufkommen, müsse man die Gorge unverzüglich verlassen, da sonst Springfluten auftreten können. In dieser schmalen Schlucht war man da wahrscheinlich verloren. Um zu „Kermits Pool“ am Ende der Gorge zu kommen, mussten wir teilweise an den Wänden entlang klettern und am Ende sogar mit allen vieren gegen die Wände gestützt den bekannten Spiderwalk absolvieren. Das machte uns beiden wahnsinnig viel Spaß und Simon sprang daraufhin gleich in den kühlen Pool. Mir war es früh um 8 doch noch zu kalt. Besonders die frühen Morgenstunden konnte man hier unten richtig genießen: kein Mensch weit und breit, wir hörten die kleinen Wasserfälle rauschen und dann noch diese bunten Felswände im Morgenlicht! Wir wollten gar nicht mehr weg. Am Ende ging es uns mit beinahe jeder Gorge so!

Besonders schön waren die Knox Gorge und die Dales Gorge. Die Knox Gorge war wahnsinnig vielseitig: Zuerst sahen wir viele kleine Wasserläufe mit Wasserpflanzen und Feigenbäumen an den Felswänden. Gegen Ende wurde die Schlucht immer enger und ein glasklarer Pool lud zum Abkühlen ein. Wir nutzten ohnehin jede Gelegenheit in die wunderbaren Wasserlöcher zu springen. Auch in der Dales Gorge gingen wir zuerst in den Fern Pool – das schönste Wasserloch, das wir kennen – und sprangen am anderen Ende der Schlucht in den Circular Pool. Dieser erinnerte uns stark an die Wasserlöcher auf Madeira, wo von hoch oben das Wasser über Wurzeln und Farne in das kalte Becken tropfte. Wir setzten uns unter die kleinen Wasserfälle und ließen uns das warme Wasser (da es ja von oberhalb der Schlucht kam, war es wirklich wärmer als das im Becken) über den Körper laufen. Leider ging der Rückweg nur durch das kalte Wasserbecken und so sprangen wir in den Pool uns schwammen ans andere Ufer.

Am Ende hatten wir wirklich alle Wanderwege in den tollen Gorges des Parks hinter uns und ca. 400 Fotos mehr. Es war einfach so umwerfend schön, am liebsten wäre ich in den Gorges eingezogen. Doch Simon sagte, das ginge nicht wegen der Springfluten. Schade eigentlich… Nun müssen wir ein paar Bilder für den Blog aussuchen, was uns wirklich schwer fällt. Alle sind soooo toll!