Donnerstag, 25. März 2010

Stoßdämpferwechsel, Apfelkuchen und Port Arthur




Blowhole





Port Arthur


Im Gefängnis












Nach 10 Tagen Apfelpflücken haben wir endlich drei Tage frei. Die leckeren Gala-Äpfel sind alle geerntet und nun müssen wir warten bis die Red Delicious reif sind. (Ja, wir sind nun richtige Experten, was Äpfel angeht… :)

Die drei freien Tage haben wir uns wirklich verdient, denn die Arbeit ist echt anstrengend: Nach dem Aufstehen können wir unsere Hände kaum zu einer Faust machen, da die Gelenke geschwollen sind und schmerzen. Vom tonnenweise Äpfel hin- und herschleppen tut uns der Rücken weh und es knackt laut, wenn wir versuchen uns gegenseitig einzurenken. Aber das schlimmste ist mir passiert (Simon fand es einfach nur lustig): An unserem letzen Arbeitstag habe ich ohne etwas Böses zu erwarten brav Äpfel gepflückt, als mein Blick zufällig meine rechte Hand streifte. Und was sehe ich da? Einen dicken Huntsman (größte Spinne Australiens, aber nicht giftig), größer als meine Handfläche und mit Haaren an Körper und Beinen! Schreiend rannte ich Richtung Simon und versuchte die Spinne von meiner Hand zu schütteln, aber sie wollte einfach nicht runter! In Panik riss ich den Handschuh inklusive Huntsman herunter… Erst jetzt kam Simon, der dachte ich sei von einer Schlange gebissen worden. Nach 30 Minuten Schockbewältigung konnte ich meine Arbeit fortsetzen. :)

Die freien Tage nutzten wir, um uns die Tasman Peninsula anzuschauen. Außerdem tauschte Simon die Stoßdämpfer des Autos aus, die wir bei ebay viel günstiger ersteigert hatten. Nach vier Stunden Arbeit gab´s dafür Apfelkuchen mit Streuseln und abends Bratwurst mit Kartoffelstampf. Elina und ich haben viele Gemeinsamkeiten in der deutschen und estischen Küche festgestellt und so kochen/backen wir öfter zusammen (naja, wir unterhalten uns hauptsächlich und trinken ein Bier oder einen Kakao zusammen…), während die Jungs an der Sauna und am Auto herumwerkeln.

Wir hatten uns vorgenommen in den freien Tagen nach Port Arthur, der Gefängnisinsel Tasmaniens, zu fahren. Also nahmen wir uns die restlichen zwei Tage die Zeit und fuhren auf die Halbinsel. Bevor wir zu dem berühmten Gefängnis gingen, bewunderten wir etliche interessante vom Meer geformte Steinformationen, wie Devil´s Kitchen oder Blowhole.

In Port Arthur angekommen, zahlten wir horrende Eintrittspreise, die sich jedoch lohnten. Zuerst informierten wir uns im Museum über die raue Vergangenheit dieses Ortes, nahmen dann an einer Bootstour und einer Führung teil und erkundeten am Ende selbst noch das Gelände. 1830 kamen die ersten Häftlinge aus Großbritannien hierher, die mit den höchsten Strafen verhängt worden oder in anderen Gefängnissen aufsässig gewesen waren. Die Bestrafung erfolgte hauptsächlich auf psychischer Basis, denn körperliche Bestrafung würde die Insassen nur verhärten und nicht von der Kriminalität abbringen. So wurde hier eine „stille Strafe“ praktiziert: Es durfte nur das Nötigste zwischen Wärtern und Häftlingen gesprochen werden, die Insassen hatten Gesichtsmasken zu tragen und es hatte absolute Ruhe zu herrschen. Wegen der Lage auf der Halbinsel war Port Arthur ein natürliches Gefängnis, das keine Mauern brauchte: die einzigen Fluchtwege bildeten das Meer und ein schmale Landbrücke. Auf diesem Stück Land wachten 18 Hunde, die ein Durchkommen unmöglich machten.

Nun erinnert nur noch eine Statue eines bissigen Hundes an die ehemalige „Dogline“ und wir konnten unseren Weg problemlos an „Vorsicht, Teufel!“-Schildern vorbei ins Apfelparadies fortsetzen.

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