Dienstag, 20. Oktober 2009

An Bord der Possibilities





Kochen an Bord


Unser Bett



Also fuhren wir mit dem Zug zurück Richtung Newcastle. Jamie holte uns vom Zug ab und wir gingen an Bord der Possibilities. Zur Begrüßung gibt es bei Jamie immer Tee mit Popcorn. Wir durften im großen „Doppelbett“ schlafen, welches sich einfach der Form des Bugs anpasste. Man fühlte sich wie ein Baby in der Wiege, da das Boot sanft schaukelte. Wahnsinn, wie Jamie auf so engem Raum lebt! Es gibt eine Mini-Küche, 2 Bänke, die man zu Betten machen kann, ein Klo (das aber von Jamie als Schrank genutzt wird) und das Bett im Bug. Außen sind noch zwei Bänke und in der Mitte davon das Steuer.

Am nächsten Morgen ging es los. Unser erstes Mal Segeln… Ich hatte es befürchtet: Jamie überließ mir sofort das Steuer nach folgender Einweisung: Du musst immer gegensätzlich lenken. Also wenn du nach links willst, ziehst du das Steuer nach rechts. Steuer auf das Boot da vorne zu. - Okay, alles klar! Mit Simon kletterte er auf dem Boot herum und bereitete die Segel fürs Meer vor. Um 12 Uhr passierten wir die Brücke hinter der das offene Meer lag. Noch war das Wetter gut. Wir zogen an kleinen Inseln mit tausenden von Vögeln vorbei, als eine Gruppe Delfine auf uns zukam. War das schön! Simon und ich legten uns vorne aufs Schiff auf den Bauch und versuchten die Delfine zu berühren, die vergnügt um unser Boot sprangen. Simon streifte einen am Schwanz.

Nach einer Stunde wurde Simon seekrank und fütterte Fische. J Also mussten Jamie und ich das Boot schmeißen, was richtig Spaß machte. Das hieß natürlich steuern, was Simon die erste Zeit auf See gemacht hatte, Segel einholen bzw. hissen und Seile verknoten. Manchmal musste man ganz vor aufs Boot klettern und die Seile um den Mast werfen, um das Segel in die andere Richtung zu spannen. Hat am Anfang schon Überwindung gekostet. Mit Steuern wechselten wir uns ab.

Ein paar Stunden später kam Wind auf und der Himmel hatte sich verdunkelt. Vom Inland kam staubiger Wind und stärkerer Wellengang. Jamie nannte es einen „kleinen Sturm“, aber er hatte ja auch schon 15 m Wellen gesehen. Für mich war das nun kein Spaß mehr, ich hatte echt Bammel. Trotzdem mussten wir die Segel einholen, also nochmal vor aufs Boot und Leinen einholen. Das Boot legte sich teilweise 50° ins Wasser! Und was machte der seekranke Simon? Der war auf einmal wieder munter und steuerte das Boot! Ab da ging es ihm wieder gut, wohingegen ich vor Angst fast gestorben wäre… Da es schon spät war, wurde es dunkel, das Meer war schwarz und das Festland weit weg. Dauernd spritzte Wasser ins Boot und einmal lief sogar der Steuerraum voll Wasser! Wir standen 30 cm im Wasser! Aber kein Problem für Jamie. Erst als die Skyline von Sydney auftauchte, ging es mir besser, ich konnte mich auf den tollen Anblick der Stadt konzentrieren. Simon steuerte fröhlich weiter. Nach zwei Stunden beruhigte sich die See wieder, Jamie schmierte uns Erdnussbutter-Sandwiches und Käse-Vegemite-Sandwiches. Die Hochhäuser der Metropole wurden größer und wir näherten uns Sydneys berühmten Hafen. War das ein Anblick! Wir segelten unter der beleuchteten Habourbridge durch und am dunklen Opernhaus vorbei in eine ruhige Bucht. Hundemüde und erschöpft fielen wir ins Bett.

Die drei Tage bis zur Übergabe des Autos wohnten wir auf der Possibilities, eine Nacht sogar alleine, da Jamie seinen Eltern bei deren Boot etwas helfen musste. Wir verbrachten viel Zeit auf dem Boot, denn wann wohnt man mal wieder auf einem Segelboot? Sydney sehen wir bestimmt noch öfter! Das Leben auf einem Boot ist zwar für ein paar Tage schön, aber für immer wäre es nichts für mich. Die Morgendusche besteht aus einem Sprung ins Wasser, danach wäscht man sich mit Süßwasser und Seife. Klo…naja. Entweder man fährt mit dem kleinen Boot (Dingy auf Englisch) an Land und sucht die nächste öffentliche Toilette auf oder man macht es, wie die Fische. J Tee und Essen kocht man über den Benzinkocher und spült dann mit Meerwasser in einem Eimer ab. Unsere Wäsche wuschen wir per Hand mit Süßwasser in einem Eimer und traten dann auf den Klamotten herum. War sogar ziemlich sauber danach.

Auf einem Boot zu leben, war eine richtig gute Erfahrung, vor allem mit dem witzigen Jamie! Wir hoffen, ihn irgendwann einmal wieder zu sehen, vielleicht auf dem Main…? Als nächstes fliegt er nach New York und holt von dort ein Segelboot nach Australien ab. Das heißt wir werden ihn in Australien erstmal nicht mehr sehen.

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